Bewusst unbewusst

 

Rita De Muynck ist in "Eins zu Eins". Der Talk zu hören

 

Schlehdorf - Das Sein und das Bewusstsein, das Unterbewusste und das Selbstbewusstsein - all das hat in Rita De Muyncks Arbeit immer schon eine Rolle gespielt.  Heute, da sie Künstlerin mit Atelier in Schlehdorf ist, genauso wie in den Siebzigerjahren, als die noch als Psychologin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie und Neurobiologie in München beschäftigt war.  Zusammen mit ihrem Mann Rüdiger Ullrich hat de Muynck damals eine grundlegende Therapieform entwickelt, das Assertivenes--Training-Programm, kurz ATP.  Es sei um soziale Ängste gegangen, sagt sie, um Selbstwahrnehmung und ein stärkeres Selbstbewusstsein.  "Assertiveness" ist das englische Wort für Durchsetzungsvernögen.  ATP ist ein Selbstsicherheitstraining, über das seitdem viel geforscht und das weiterentwickelt wurde.

 

Zu diesem Thema ist  Rita De Muynck seinerzeit vom Bayerischen Rundfunk für die Sendung "Notizblock" befragt wroden.  Nun ist sie ein zweites Mal im Radio zu hören - diesmal als Künstlerin.  Für die Reihe "Eins zu Eins. Der Talk" in Bayern 2 hat Caro Matzko sie interviewt.  Das Gespräch verspricht "Erfahrungen und Einsichten, einschneidende Erlebnisse und große Erfolge" zu vermitteln.  Die Reihe drehe sich um "Menschen, die eine spannende Lebensgeschichte oder einen außergewöhnlichen Beruf haben", so der Sender. 

 

Als Künstlerin außergewöhnlich, da sie sich permanent neuen Herausforderungen stellt

 

Rita de Muynck erfüllt dies gleich in doppelter Hinsicht.  Sie übt bereits den zweiten spannenden Beruf mit Herzblut aus.  Und sie ist als Künstlerin außergewöhnlich, da sie sich permanent neuen Herausforderungen stellt.  In den vergangenen Jahren hat sie sich intensiv mit Synäshtesie beschäftigt, genau vor einem Jahr hat sie dazu in ihrer Schlehdorfer "Kunstfabrik" eine Ausstellung präsentiert. 

 

Synästhesie ist die Verknüpfung unterschiedlicher Sinneseindrücke.  Menschen mit dieser Gabe schmecken Farben, oder sie fühlen Klänge oder sehen Geräusche.  De Muynck hat daraus eine Kunstform gemacht.  Sie hört sich in einem tranceähnlichen Zustand völliger Entspannung Musik an, spürt und sieht und hört Farbe, Formen, Figuren.  Erst später, es können Tage oder Monate vergehen, bringt sie diese Impressionen auf die Leinwand.  Betrachter der Bilder fordert sie auf, sich auf die intensive Wahrnehmung einzulassen, sich zu setzen, sich in ein Bild zu vertiefen, es auf alle Sinne wirken zu lassen.  In "Eins zu Eins" wird sie gewiss auch dazu befragt. 

 

Wenn die Künstlerin von der Zeit erzählt, als sie mit ihrem Mann ATP entwickelt hat, sagt sie, es sei ihr damals darum gegangen, "wie die Menschen glücklicher werden".  Und sie lacht.  Das sei ja eigentlich heute noch ihr Ziel - nur jetzt auf dem Weg der Kunst. 

 

Felicitas Amler.  Süddeutsche Zeitung. Nr. 145, 26. Juni 2020.

 

 

 

Samstag, Juli 25, 2020
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