Orient - Okzident

 

In 2004 wurde Rita De Muynck vom Kulturreferat der Stadt München damit beauftragt, die internationale Wanderausstellung: "Frauen im Orient und Okzident" im Gasteig in München zu kuratieren und den Eröffnungsvortrag zu halten.

 

FRAUEN IM ORIENT – FRAUEN IM OKZIDENT

Fotografische Arbeiten

Eine Einführung in die  Ausstellung

 

Vortrag,  gehalten zur Eröffnung, am 1. Juni 2004, um 19 h im Gasteig, München

 

Das Bild der Frau ist das Bild des Mannes von der Frau.  Diese lakonische Feststellung gilt oberflächlich gesehen - mit einigen Ausnahmen - für unsere Gesellschaft ; ihre Gültigkeit jedoch fängt an Risse zu bekommen.   Die Frauen nehmen  immer stärker die Verantwortung für ihr eigenes Leben, ihren Körper, ihr Wohlbefinden, ihr Glück selbst in die Hand.  Sie hatten und haben es damit jedoch nicht leicht. Immer wieder gibt es starke Rückschläge, die das Erreichte bedrohen.

In der Überlegung auf welche grundsätzlichen Werte unsere westliche Demokratie baut, bin ich weniger auf die religiösen Inhalte sondern eher auf die Werte der französischen Revolution gestoßen.  Unsere Gesellschaftsform gründet in den Gedanken der Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Diese Werte müssen uns um so bewusster und drängender werden, je gefährdeter sie sind. Und das sind sie.

 

Aber zurück zur französischen Revolution.  1789 stellten die Frauen unter ihrer Anführerin Olympe de Gouges der Erklärung der Menschenrechte eine Erklärung der Frauenrechte gegenüber. Drei Jahre später erschien das Buch der Engländerin Mary Wollstonecraft „Vindication of the rights of women“ und im  gleichen Jahr das des Deutschen Th. von Hippel „Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber“.  Ein Jahr später, 1793, wird Olympe de Gouges mittels der Guillotine geköpft.  Es ist die Zeit, in der Frauengestalten als allegorische Figuren, so etwa als „die Wahrheit“, „die Vernunft“, „die Einbildungskraft“, „die Weisheit“, sogar als „die Theologie“ und natürlich als „Freiheit“ und „Gleichheit“ entweder in der bildenden Kunst oder auch in lebenden Bildern durch Schauspielerinnen dargestellt, von Männern als Werbemittel eingesetzt werden.  Die „femmes révolutionaires“, oft selbst Künstlerinnen, Schauspielerinnen, wollten sich jedoch nicht mehr mit dem allegorischem Piedestal begnügen, sie traten für die tatsächlichen Rechte der Frauen ein.  Dass sie für ihren Versuch aus der ästhetischen Unverbindlichkeit auszubrechen in die politische Aktion hinein, einen hohen Preis bezahlen mussten, beweist Hinrichtung, Spott und Verachtung.  Das Objekt verlangt die Rechte und Pflichten des Subjekts.  Das gilt für die Selbstbestimmung sowohl im künstlerischen wie im gesellschaftlich-politischen Raum.  Beide Forderungen sind nicht voneinander zu trennen.

Kunst und Politik : in diesen beiden Bereichen erhebt die Frau Anspruch auf öffentliche Wirksamkeit.

Jedenfalls die Frau aus dem Okzident. 

 

Unter dem Eindruck der jüngsten politischen Vergangenheit (9.11) beschlossen die Veranstalterinnen des Festivals „Frauenperspektiven“ in Karlsruhe den Fokus auf das Spannungsfeld „Orient-Okzident“ zu legen.  Künstlerinnen und Künstler aus beiden Welten wurden aufgefordert fotografische Arbeiten vor zu legen unter dem Thema „Frauen im Orient – Frauen im Okzident“. 

In einem Gespräch mit einem afrikanischen Künstler, sagte dieser, die Europäer hätten sich in der Kunst zu weit von der Realität wegbewegt, ihr Interesse in letzter Zeit an Fotografie zeige, dass sie in die Wirklichkeit zurück möchten. 

Natürlich wissen wir, dass „die Wirklichkeit“ so gar nicht wirklich existiert und damit auch nicht abbildbar ist, kein Medium vermag dies. In jeder bildnerischen Arbeit wird eine „bestimmte Realität“ realisiert.  Dennoch erscheint die Fotografie eher objektiv als die Malerei oder die Grafik.  Das liegt daran, dass ein technischer Apparat zwischen geschaltet ist und man diesem eher glaubt, in dem man ihm eine „Objektivität“ zu erkennt. 

 

Die Macht der Bilder ist sehr groß.  Unser Gehirn erfasst sie sofort und unser Körper reagiert bereits bevor wir es überhaupt „wissen“, bevor unser Großhirn die Nachricht überhaupt empfangen hat – das heißt, bevor wir das Gesehene annährend bewerten und uns eine Reaktion überlegen könnten, haben wir bereits begonnen diese aus zu führen.  Die Macht der Bilder wird nicht unterschätzt – Regierungen wissen darum - kein Krieg wird heute mehr geführt ohne genaue Bild-Choreografie.  Dass dann hochbrisante Bilder aus dem Gefängnis von Abu Ghraib beispielsweise an die Öffentlichkeit gelangen und damit ein mehr als problematisches System anprangern, ja vielleicht sogar zum Fall bringen können, ist letztlich doch unserer so lädierte Demokratie zu verdanken.

Aber nicht nur im Journalismus – auch in der Bildenden Kunst hat die Fotografie inzwischen einen eigenen Stellenwert.  Da in früheren Zeiten die Malerei und Bildhauerei vornehmlich männlichen Künstlern vorbehalten war, so entdeckten vermehrt Künstlerinnen die Fotografie als ihr Ausdrucksmedium und konnten so erstarrten und ihnen verschlossene Strukturen durchbrechen.

 

Eine, die sich dabei bereits international einen großen Namen gemacht hat, ist die Flämin Marie Jo Lafontaine, die sowohl in Antwerpen als auch hier in Deutschland arbeitet.  Aus ihrer Arbeit „Babylon Babies“ zeigt sie die Portraits von zwei jungen Mädchen, eine Orientalin und eine Okzidentalin, die jedoch vor allem durch ihre Gemeinsamkeiten auffallen.  Die Orientalin, auf Magenta-Grund, ist daran zu erkennen, dass sie dunkle Augen, längere, dunkle Haare und einen etwas dunkleren Teint im Gesicht hat,  die Okzidentalin, auf blauem Grund, hat blaue Augen, eine blonde Kurzhaar-Frisur und ist gepierced.  Die frappierende Übereinstimmung zwischen beiden jedoch ist die sehr weiße Halspartie, unsere verletzlichste Stelle.  Wir sehen hier zwei sehr junge Mädchen, die in ihrer Fragilität und Verletzlichkeit dennoch keinerlei Zeichen der Anpassung oder Unterwerfung zeigen: der Kopf steht gerade auf dem Hals und ist nicht liebedienerisch geneigt.  Sie sind sowohl präsent und nehmen mit den Betrachtenden Kontakt auf, gleichzeitig ruhen sie in sich.  Dieser Widerspruch und die Größe der  Bilder üben geradezu einen hypnotischen Sog aus. 

 

Dem gegenüber steht die Arbeit von Annegret Soltau. Die Künstlerin hat mit ihren Fotovernähungen bereits des öfteren große Ablehnung erfahren.  Dabei geht sie wie ein Schönheitschirurg, nur umgekehrt, zu Werk.  Da wo Ersterer Vergänglichkeit und gelebte Geschichte wegschneidet und vernäht, demaskiert sie geradezu den Mythos der schönen Zeitlosigkeit und das Nicht-Altern-dürfen westlicher Frauen. Sie  hat hier einmal ihre Tochter und einmal ihre Tochter, sich selbst, ihre Mutter und ihre Großmutter dargestellt. Die Brust- und Augenpartien sind vertauscht.  Die entblößte Brust ist in unserer Kunstgeschichte ein sehr wichtiger Topos.  Sie stellt nicht nur Mutterschaft und Natur dar, sondern bezieht sich auch auf Wildheit und auf die Freiheit der Amazonen. Sie kann auch eine apotropäische Geste darstellen: die kämpferische Frau entblößt ihre Brust und/oder zeigt ihre Geschlechtsteile um Unbill oder Attacken ab zu halten.  So hat dann auch Delacroix die kämpfende Marianne als Anführerin der Revolution mit entblößter Brust dargestellt

Die Fotovernähung der Tochter von Annegret Soltau, die alle Brustpaare ihre Vorfahrinnen in sich vereint, erinnert an die vielbrüstige Artemis aus Ephesus.  Bei näherem Betrachten jedoch, fällt auf, dass links vier Brüste während rechts nur drei Brüste gezählt werden können.  Ist der Brustkrebs, eine der häufigsten Todesursachen moderner Frauen, hier auch ein Thema ? 

 

Eine weitere „Jung-Alt“- Gegenüberstellung, diesmal von Orientalinnen, ist in dem Caré zu sehen, in dem die Rolltreppe hoch fährt.   Auf der einen Seite hängt die Arbeit der Französin  Valérie Belin,  die drei Marokkanische Bräute auf Silberdruck darstellt. Marokko ist der Staat Nord-Afrikas mit dem höchsten Anteil an berbischer Bevölkerung.  Diese sind keine Araber sondern eben Berber – haben mehr mit der Urbevölkerung von Europa gemein, und haben auch ganz andere Bräuche, die sehr viel mehr an matriarchale Gepflogenheiten erinnern. Die hier dargestellten Frauen scheinen ihre Mitgift, ihren Reichtum, ihre Würde regelrecht am Körper zu tragen. Das königliche Ornat und der Schmuck kann 5 bis 8 Kilo wiegen und sichert der Frau, die beim Mann einheiratet, Achtung und eine unangefochtene Stellung als die neue Herrin des Hauses.  Die Frauen hier wirken fast wie Skulpturen – schön und erhaben – unerreichbar – statisch - eingebettet in ihrer Rolle und Tradition.

 

Dem gegenüber habe ich die Arbeit von Ursula Fleischmann gestellt.  Wir sehen hier ältere Ägypterinnen aus dem Tal der Könige, Luxor, die einfach schwarz  gekleidet, verschleiert sind, wobei das Gesicht, in das sich das Leben als islamische Frau eingraviert hat, durchaus sichtbar bleibt.  Die frontal sitzende Frauen, die sich ihrer würdevollen Erhabenheit bewusst sind, haben geradezu eine archetypische Aura.  Nur die gemalte Werbung für Toyota im Zusammenhang mit einem Ochsenkarren, legt die irdische Verbindung.  Vielleicht gibt Simone de Beauvoir uns eine Antwort auf die Frage, wieso diese Frauen so erhaben und souverän wirken. „Mit dem Tag, an dem die Frau sich mit ihrem Altern abfindet, ändert sich die Situation.  Bis dahin kämpfte sie erbittert gegen ein Übel, das sie in geheimnisvoller Weise mitnahm und verunstaltete.  Nun wird sie ein anderes, ein geschlechtsloses, aber vollendetes Wesen, eine alte Frau.  Im Herbst, im Winter ihres Lebens nimmt die Frau ihr Alter zum Vorwand, um die Lasten abzuschütteln, die sie drücken.  Sie richtet sich ihr eigenes leben ein. Erst ganz gegen ihr Lebensende, findet die alte Frau gewöhnlich zur Heiterkeit.  Aus ihrer Unabhängigkeit nähren nunmehr die Frauen ihren Stolz.  Endlich fangen sie an, die Welt mit eigenen Augen zu betrachten.“ 

 

Aber bis dahin gilt sowohl für Orientalinnen wie für Okzidentalinnen, das Gebot mit oder ohne Schleier schön und für den Mann attraktiv zu sein. Verschiedene Arbeiten befassen sich mit diesem Thema.  

 

In diesem Zusammenhang ist die Arbeit der deutschen Künstlerin Gabrielle Hattesen zu sehen.  Hier sind fotografische Szenen aus einem orientalischem Bazar dargestellt.  Interessant finde ich dabei, dass Orientalinnen blonde, geradezu weiße Haarteile in jeder Menge glatt, gewellt oder geflochten kaufen können. Das Thema „Blond“ wird vielleicht durch den Auftritt der Amerikaner im Irak weniger interessant – es ist wenigstens bis jetzt offenbar auch im Orient ein wichtiges Schönheitssymbol. Dunkle oder brünette Frauen in allen Ländern lassen vermehrt ihre Haare blondieren und wollen damit das westliche Schönheitsideal, das nahezu in allen Werbebilder auftritt nacheifern. Nicht die Kunst, die von jeher eine identitätsstiftende Aufgabe hat, sondern inzwischen die Werbung besitzt jene Kompetenz zur Formulierung des Welt- und Menschenbildes: das „schönere und bessere ich“ – womit gut Profit zu machen ist. So laufen dann Orientalinnen mit blonden Strähnen und Flechten unter ihrem Schleier durch die Welt und trinken Coca-Cola.

 

Ein Spiel mit Farben, Körperfarben, bringt die Künstlerin Adidal Abou-Chamat, die die Tochter eines syrischen Vaters und einer deutschen Mutter ist und in München geboren wurde, teilweise in Saudi-Arabien aufwuchs, in England studierte und jetzt wieder bei München lebt.  In ihrer Arbeit „Enunciation“ bekommen einzelne Körperteile unterschiedliche Farben, entweder durch die Haut selbst, oder durch eine zweite Haut,  oder durch Henna-Fingerbemalungen. Der Kopf ist verhüllt, von hinten dargestellt. Daneben steht ein Präsentierteller mit offensichtlich essbare Objekten, die unter anderem „love“, „hate“, „me“, „rejection“, „need“, „lonely“ oder „death“ heißen.  Es gibt offenbar eine Menge zu schlucken, wenn die Haut erkennbar andere Farben als die gängige, weiße hat. 

 

Die Arbeit der Ägypterin Hala Elkoussy , nimmt in diesem Zusammenhang einen anderen Standpunkt ein.  Sie zeigt zwei Frauen in Kairo, Magda und Nevine, die beide fast gleichzeitig in demselben häuslichen Rahmen zu Gange sind ohne sich jedoch zu begegnen.  Die eine ist die schlanke Nevine, mit einem deutlich westlichen Habitus – westliche Kleidung, enge Jeans, rauchen, telefonieren -, die andere ist Magda, ihre Putzfrau, eine deutlich islamische Frau – eher korpulent, weites Gewand - die ihre sechsköpfige Familie durch Putzen unterhalten muss. Letztere, vielleicht Analphabetin, wie viele ihre Geschlechtsgenossinnen in ihrem Land, wäre auch im Westen die Putzfrau.  Erstere ist gebildet und arbeitet in einem Architekten- oder Ingenieursbüro – also in einer männlichen Domäne. Diese interessante Arbeit, aufgebaut wie eine Foto-Romanze, zeigt auf, dass die Distanz zwischen beiden Frauen in ihrem sozialen Gefüge und in derselben Wohnung größer ist, als die Distanz zwischen Ost und West.

 

Ebenfalls einen Cross-over stellt die Arbeit von Mane Hellenthal dar.  Ihre Arbeit erinnert uns daran, dass unsere westliche, christliche Religion ihre Grundlagen in Palästina hat, indem sie in stereotyper Weise Madonnen, mit rotem Umhang, aller Altersklassen und Hautfarben ablichtet.

 

Auch die Arbeiten der Iranerin Isabelle Eshraghi aus Afghanistan sind interessant.  Es empfängt Sie, wenn Sie in den blauen Kubus betreten, gleich einen veritablen Vermeer, ein kleines Lieblingsbild von mir –  pure gemalte Poesie.  Erstaunlich: dieses Bild aus einem Kulturkreis, in dem Personenabbildungen seit jeher religiös begründet verboten waren/sind und das noch von einer Frau, die dort lebt und ihre Ausbildung erhalten hat.

 

So sind die Orientalen uns nicht wirklich fern, auch wenn wir sie wie Touristen von oben betrachten.  Dies ist in der Arbeit „Memphis“ von Lisa Lukas dargestellt. Diese Photomontage zeigt eine Gruppe von westlich gekleideten Menschen, vielleicht Touristen, die über eine Brüstung gebeugt, auf die orientalische Welt hinab blicken.  Zwei verschleierte Frauen in der Rückenansicht gehen auf das Dorf zu.  Die Touristen betrachten distanziert die Szenerie, sie würden dort sicherlich nicht wohnen wollen.  Interessant dabei ist, dass Orientalinnen berichten, dass die Verschleierung notwendig wurde während der Kolonialisierung. 

In diesem Zusammenhang wären die Bilder und Erfahrungsberichte zu sehen von Okzidentalen (in diesem Fall Engländer) über den arabischen Sklavenmarkt.  Wir alle kennen diese Ölbilder, die im 19. Jahrhundert sehr beliebt waren, auf denen eine oder mehrere schöne, völlig entkleidete junge Frauen etwaigen Interessenten zum Kauf angeboten werden.  Dort zeigt  sich die strukturelle Analogie zwischen kolonialer und sexueller Unterwerfung und Ausbeutung deutlich.  Hierbei geht diese Malerei allerdings ausschließlich von einem männlichen Salonpublikum aus.   Wie diese Bilder sich auf weibliche Rezipienten  ausgewirkt haben, ist eine interessante Frage. Ich wage zu behaupten, dass gerade solche Bilder Emanzipationsansprüche der  Frauenbewegung, speziell in England geradezu mit prädestiniert haben.  

Keine Macht der Welt kann mit Gewalt nachhaltig geistige Entfaltung unterdrücken.  Es geht einfach nicht.  Gewalt kann nur Angst erzeugen, nicht aber wirklich im eigentlichen Sinne verändernd wirksam werden.

 

Ich sagte, dass die Verhüllung der Frau eine Folge des Kolonialismus war.  Sie sollte nicht attraktiv und nicht wie eine Frau aussehen. Hier kommen wir schließlich zu der Arbeit der Iranerin Shadi Ghadirian.  Diese besteht aus 9 Farbfotografien, in denen Kopftücher, Schleier, Tschadors, wie sie Iranerinnen im häuslichen Bereich tragen, als menschliche Figuren aufgebaut sind.  An der Stelle wo normalerweise das Gesicht wäre, hat die Künstlerin Haushaltsgegenstände einmontiert.  Interessanterweise sind alle diese Gegenstände Geschenke, die sie zu ihrer Hochzeit bekommen hat.  Wir sehen ein Kaffeegeschirr (Tasse und Untertasse), ein Dampf-Bügeleisen, einen kleinen Hausbesen, der im Iran üblich ist, eine Teekanne, ein Sieb, eine Reibe, ein Topf, schließlich ein Hackebeilchen. Diese Arbeit hat deshalb eine so hohe Qualität, weil sie völlig für sich spricht. 

Sei der Kolonialismus auch der Ausgangspunkt für die Verhüllung der Frauen, so berichten Iranerinnen jetzt, ihre Männer seien „nicht so gut“, gewaltbereit, sie, die Frauen, bräuchten deshalb den Tschador um sich vor ihnen zu schützen, so  können wir nur sehen, dass sich diese Männer an der Stelle der ausbeuterischen Kolonialisten gut eingerichtet haben.  Und dies diesmal unter einem religiösen Mantel.

 

Meine Damen und Herren, ich habe nicht alle Arbeiten besprochen, das ist aber auch nicht nötig, glaube ich.  Diese Ausstellung ist ein Angebot zum vergleichenden Sehen, sich Befassen, Diskutieren.  Um mit Werner Hofmann zu sprechen: „Hier könnte unser desillusioniertes Jahrhundert noch eine Chance haben. Wo der Wunschtraum einer Veränderung des Lebens durch die Kunst längst ausgeträumt ist, hat vielleicht der Gegentraum eine Chance: die Veränderung der Kunst durch das Leben, durch die konkreten Lebensnotwendigkeiten und –Bedürfnisse, auf die das weibliche Element unserer Gesellschaft einen Anspruch hat.  Darauf verweisen Werke von Künstlerinnen der Gegenwart.“

Ich möchte zusammen mit Simone de Beauvoir mit einer Prophezeiung von Rimbaud schließen : „Die Frau wird das Unbekannte finden! Wird ihre Ideenwelt von unserer verschieden sein ? Sie wird seltsame, unergründliche, abstoßende, entzückende Dinge finden, wir werden sie entgegennehmen, sie begreifen.“

Die Zukunft steht weit offen.

 

Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen einen interessanten und bereichernden Gang durch die Ausstellung.

 

Einige Fotos der Ausstellung sind hier unten angefügt.

 

 

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